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MICHAEL VOGELEY

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Mit Langlaufski und Hundeschlitten durch Grönland

Michael Vogeley sucht wieder die Herausforderung

Am 28.5.2000 brach ein norwegisch-deutsches Team in Kangerlussuaq zur Durchquerung des grönländischen Inlandeises von der West- zur Ostküste auf.

Polarwolf Michael Vogeley leitet das deutsche Team des DAV Summit Club. Etwa fünf Tage wird der Anmarsch durch die Spaltenzone, das Gebiet der Gletscherbrüche an der Küstenzone, dauern, bevor das eigentliche Inlandeis erreicht ist. Auf Skiern, begleitet von Schlittenhunden, die das Gepäck ziehen, will das Team in Tagesetappen von wenigsten 30 km rund 600 km Eiswüste und eine maximale Hohe von 2.550 m über dem Meer überwinden.

Sommerliche Tagestemperaturen, die jeden Moment in polare Kälte und Sturm umschlagen können und die hohe körperliche Belastung machen die Grönlanddurchquerung auf den Spuren des Erstdurchquerers Frithjof Nansen auch mit heutiger Ausrüstung und polarer Erfahrung zu einer echten Herausforderung.

„Wir liegen toll in der Zeit. Wenn alles klappt, erreichen wir am 18. Juni Isortoq!“

Zufrieden berichtet Michael Vogeley am Satellitentelefon von den ersten Expeditionstagen. Temperaturen von bis zu 25 Grad und freundliches Wetter erlauben ein zügiges durchqueren der Spaltenzone.

Die Gruppe legt - wegen des sonnigen Wetters bei Nacht, wenn das Eis noch gefroren ist - etwa 20 km täglich zurück.

28. MAI (Kangerlussuaq)

Lars fährt uns in den Geländewagen der Kangerlussuaq Tourism vom Flughafenhotel an den Rand der Spaltenzone.

Eine Brücke auf dem Weg war weggespült worden und so hatten wir viel Spaß bei der Überquerung des Flusses. Der erste Expeditionstag zeigt sich mit gutem, sonnigen Wetter. Trotzdem war in den Gletscherbrüchen kaum Schmelzwasser, eine Seltenheit und für uns großes Glück. Unter Idealbedingungen kamen wir zügig voran. Später besuchte uns Gerth von der höhergelegenen Hundestation mit seinem Hundeschlitten um etwas Kaffee auszuborgen.

29. MAI (Gletscherbruch)

Auch heute Idealbedingungen. Die Gletscheroberfläche ist hart, aber schneebedeckt. Wir sind zu zehnt. Das DAV Summit Club Team Dagmar, Gerhard, Georg, Rolf, Roland und ich aus Deutschland, Gerd und Ingrid- Cecilie aus Norwegen, Hundeführer Hans-Christian aus Grönland und unser Expeditionsleiter Sjur aus Norwegen. Anstatt schwerer Rucksäcke ziehen wir unsere kleinen Plastikpulkas den Gletscherbruch hinauf. Nach einer anstrengenden Tagesetappe erreichen wir die Hundestation, an der uns Hundeführer Gerth, ein Inuit, erwartet, um mit uns das Eis zu durchqueren.

30. MAI (Gletscherbruch)

Der erste Tag mit Hunden. Wir haben 33 erstklassige grönländische Huskies, die unser Gepäck auf Hundeschlitten ziehen werden

Gestern kam noch ein kleiner Helikopter und brachte zusätzlichen Proviant und Hundefutter, den wir nicht selbst über den Gletscherbruch ziehen konnten.

Wir haben haben heute 21 km geschafft und sind an dem Punkt, wo normalerweise die Hundestation liegt. Dieses Jahr lag sie wegen des wenigen Schmelzwassers näher an der Küste.

31. MAI (Gletscherbruch)

Ingrid-Cecilie und Gerd führen eigenständig ein 6-Hunde Team. Wir gehen in drei Teams mit je 9 Hunden unter der Führung von Gerth und Hans-Christian. Alles läuft sehr gut, heute schaffen wir etwa 26 km, ein guter Tag. Unsere Position ist jetzt 67°03'94" Nord / 48°30'56" West.

1. JUNI (Inlandseis)

Georg hat sich am Knie verletzt und wird unglücklicherweise mit seiner Beeinträchtigung nicht weitergehen können. Es tut uns sehr leid für ihn und wir wünschen ihm gute Besserung. Gestern haben wir auf den Rettungshubschrauber gewartet, aber wegen des Wetters konnte er uns nicht zu uns kommen. Heute frühmorgens kam Bent, der hilfsbereite grönländische Pilot, mit seinem Helikopter um Georg abzuholen. Nachdem uns die beiden verlassen haben, sind wir aufgebrochen. Nach einer anstrengenden 25 km Tagesetappe sind wir jetzt wieder im Biwak. Es hatte geschneit, daher mussten wir den ganzen Tag vor den Hundeschlitten laufen, um zu spuren.

2. JUNI (Inlandseis)

Wir sind jetzt auf 66°58' Nord und 48°00' West. Es ist 8.00 morgens Ortszeit, momentan schneit es nicht. Wir sind gerade beim Frühstücken - Müsli mit warmer (Pulver-) Milch. Der Wind kommt aus Süd-Südwest, das bedeutet höhere Temperaturen. Und möglicherweise auch mehr Niederschläge. Wir hoffen auf den hier üblichen kalten Ostwind aus dem Inlandseis, der uns klares, winterliches Wetter mit viel Sonne bringen wird.

3. JUNI (Inlandseis)

Wir sitzen wieder beim Müsli-Frühstück. Unsere Position ist 66°51' Nord und 47°35' West. Die Temperatur liegt bei 0 Grad und uns umgibt horizontloses Weiß. Gestern schneite es, trotzdem haben wir 23 km geschafft und waren alle bei bester Laune.

4. JUNI (Inlandseis)

Auch wenn es am Morgen nicht so aussah, hat sich das Wetter gestern im Tagesverlauf sehr gut entwickelt. Es war warm, aber nicht so, dass es Probleme gegeben hätte.

Durch die warmen Temperaturen wird sich die Schneeschmelze beschleunigen. Da wir uns aber nach Osten in kälteres Klima bewegen, wird uns das blaue Eis der Schneeschmelze nicht einholen, bevor wir an der Ostküste absteigen.

Wir haben phantastische 27.7 km hinter uns gebracht und sind nun bei 66° 43' Nord and 47° 05' West. So werden wir die verbleibende Entfernung zur gigantischen Radarstation DYE II in zwei kurzen Tagesetappen schaffen.

5. JUNI (Inlandseis)

Gestern haben wir die halbe Stecke zur Radarstation, 21 km, bei eisigem Gegenwind zurückgelegt. Voraussichtlich werden wir trotz anhaltendem Ostwind und Schneetreiben heute Nachmittag DYE II erreichen. Bei gutem Wetter hätten wir das gewaltige Radar bereits von hier sehen können.

Gerhard hat heute Geburtstag. Wir werden auf der Station natürlich feiern. Morgen haben wir und die Hunde einen Tag Pause und werden uns ein wenig in DYE II umsehen. DYE II ist eine der riesigen Radaranlagen, die nach dem 2. Weltkrieg für das amerikanische Raketen-Frühwarnsystem gebaut wurden. Es gab vier Radarstationen in Grönland und einige weitere in Kanada. 1992/93 wurde DYE II verlassen. Heute gibt es nur noch ein kleines Lager bei der Station, das von April bis August von zwei zivilen Betreuern bewohnt wird. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, eine Landebahn instandzuhalten, die für Start- und Landeübungen auf Schnee benützt wird.

6. JUNI (Ruhetag, DYE II)

Nach der Ankunft gestern Nachmittag haben wir abends Gerhard's Geburtstag gefeiert. Lou, einer der Betreuer des Lagers, hat frischen, sehr guten Kuchen für die Feier gebacken. Heute Abend gibt es richtig zu essen und zu trinken: Lammbraten und Rotwein, die eine frühere Expedition für uns in DYE II zurückgelassen hatte. Morgen früh werden wir wieder auf den Weg machen zum Gipfelkamm des Inlandseises, der auf unsrer Route auf 2.500 m liegt. Der höchste Punkt der Eiskappe liegt weiter nördlich bei etwa 3.000 m über dem Meer.

7. JUNI (Inlandseis)

Der Erholungstag hat Wirkung gezeigt. Heute haben wir von 6.00 Uhr Morgens bis 1.00 Uhr Mittags 33 km gemacht. Wir sind jetzt auf 66° 31' Nord und 45° 31' West.

8. JUNI (Inlandseis)

Auch heute wieder ein sehr gutes Ergebnis - 27 km in 5 Stunden. Wir haben ein kleines Zwischenlager erreicht, in dem für uns vor 3 Wochen Hundefutter und Benzin eingelagert wurde. Allen geht es sehr gut und wir genießen die Tour.

9. JUNI (Inlandseis)

Heute haben wir 31 km zurückgelegt. Unsere Kondition ist nach wie vor sehr gut.

Wenn es so weitergeht, und momentan spricht nichts dagegen, werden wir morgen den höchsten Punkt unserer Route erreichen. Es ist hier ein wenig wie auf hoher See. Die Gegend ist flach, aber nicht völlig. Eher Wellen, wie auf See, die sich nicht bewegen. Und das momentane Wetter erlaubt uns, in alle Richtungen bis zum Weiß in Weiß des Horizontes zu sehen. Abends und Morgens, wenn die Sonne tief steht, brechen sich alle Farben des Regenbogens am Himmel und im Schnee. Ein einzigartiges Schauspiel.

10. JUNI (Inlandseis)

40km in 7 Stunden! Und danach ein Abendessen im Freien vor unseren Zelten auf 67° 22' Nord und 43° 22' West. Das Wetter ist einfach unglaublich gut. Wir haben ein wenig warmen Rückenwind aus Westen und uns geht es hier mitten im Inlandseis so gut es uns nur gehen kann - und das ist keineswegs wenig! Wir freuen uns darauf, morgen früh den Gipfelpunkt zu überschreiten, auch wenn wir davon ohne unser GPS gar nichts bemerken würden. Ohne das GPS (Global Positioning System) wäre es auch unmöglich gewesen, hier in dieser Wüste aus Schnee, Eis und nochmals Schnee DYE II oder gar das kleine Zwischenlager zu finden. Eine reine Kompassnavigation, wie zu Nansens Zeiten, hätte eine derart genaue Einhaltung der Route niemals zugelassen.

11. JUNI (Inlandseis)

Heute haben wir nur eine kurze Tagesetappe von 5,5 Stunden und dennoch 40km gemacht. Es wird Zeit, die Nacht zum Tag zu machen, weil tagsüber den Hunden die Wärme und uns das Schmelzwasser die Arbeit schwer macht.

Je weiter wir nach Osten absteigen, umso wärmer wird es tagsüber. Wir werden jetzt jeden Tag ein wenig früher aufbrechen und früher die Zelte aufschlagen. In 3 - 4 Tagen ist unser Rhythmus umgestellt.

Das Wetter war heute gut mit leichtem Wind und einigen Sonnenstrahlen durch die dünne Wolkendecke.

Gegen Tagesende mussten wir uns durch Neuschnee kämpfen, in dem unsere Skier steckenblieben, als wäre es Sand. Trotzdem hat sich niemand beschwert, wir sind alle wohlauf und sehr zufrieden.

12. JUNI (Inlandseis)

Heute waren es 'nur' 27 km. Wir sind um 01.30 Uhr aufgestanden und waren bereits um 4 Uhr auf Skiern. Um diese Zeit hatte es minus 20°Celsius. Die Sonne geht nicht unter, sie senkt sich nur bis zum Horizont und taucht alles in ein traumartiges verwunschenes Licht, besonders bei Morgennebel, wie heute. Es gab wieder 50 cm Neuschnee, aber das ändert nichts an unserer guten Stimmung. Wir sind jetzt auf 66° 15' Nord and 42° 07' West.

13. JUNI (Inlandseis)

Wir sind wieder um 1.30 Uhr aufgestanden und um 4.00 Uhr bei Wunschbedingungen aufgebrochen: Mittelstarker, kalter Rückenwind aus Westen, der den Pulverschnee hart und angenehm befahrbar macht. Wir haben 33 km geschafft und sind nun auf 66° 10' Nord and 41° 26' West. Wenn es geht, wollen wir in 4-5 Tagen in Isortoq sein.

14. JUNI (Inlandseis)

Wieder ein sehr anstrengender Tag. Nach gut 27 km durch Pulverschnee sind wir und die Hunde sehr müde. Unser Position ist 66° 07' Nord und 40° 48' West und noch etwa 1.900 m über Meereshöhe.

15. JUNI (Inlandseis)

Ein sehr viel schönerer Tag. Bei Aufbruch hatte es noch minus 3° Celsius und alles war verhangen, aber im Tagesverlauf hat sich das übergangslose Weiß der Wolken und des Nebels aufgelöst. Bei leichtem Rückenwind, unter dem grandiosen Farbenspiel der Sonne am Himmel haben wir 35 km zurückgelegt und sind nun recht sicher, in 2 Tagen am Ziel zu sein. Unsere Position ist 66° 02' Nord and 40° 03' West.

16. JUNI (Inlandseis)

Noch 40 km bis Isortoq! Dank gutem, sonnigem Wetter und einer harten Oberfläche haben wir 44 km gemacht. Unser voraussichtlich letztes Lager im Eis liegt auf 65° 53' Nord und 39° 07' West.

17. JUNI (Isortoq)

Geschafft! Bei traumhaft schönem Wetter und besten Bedingungen waren die letzten 40 km ein Genuss. Schon bald nach dem Aufbruch konnten wir nach 20 Tagen Eis und Schnee die von Bergen begrenzten Küstenfjorde und die Eisberge der arktischen See sehen.

Es ist kaum zu beschreiben, was man in diesem Moment und bei diesem Anblick erlebt. Es ist jetzt 1.00 Uhr Wir liegen in T-Shirts in der Sonne und genießen das hiesige Bier. Unglaublich!

Gerth bringt die Hunde in die Sommercamps auf den kleinen Inseln rund um Isortoq.

Für die ungefähr 80 km bis Tasiilaq müssen wir leider den Helikopter nehmen, da für die bei guten Bedingungen atemberaubend schöne Fahrt zwischen den Eisbergen zuviel Treibeis ein unkalkulierbares Risiko bedeutet.


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